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Oktober, 2012:

Bunter Abend mit Viktor Kafka

Sie kennen Viktor Kafka nicht? Dann sehen Sie sich „Amerika“ im Schauspielhaus Graz an.

„Amerika“; ein Roman der eigentlich „Der Verschollene“ heißen hätte sollen, hätte ihn Franz Kafka vollendet. Und irgendwie verschollen kam einem der Protagonist Karl Rossmann in der Inszenierung von Viktor Bodó auch vor. Geschluckt vom Handlungsstrom, vom Karusell der ständig wechselnden Bühnenbilder, der vielen turbulenten Szenen und Figuren, mitgerissen und rausgeworfen zugleich. Anders als bei Turrinis „Der Riese vom Steinfeld“ – gesehen neulich am Wiener Volkstheater – kann man sagen, dass der Fokus weniger an der (für meinen Geschmack ebenso wie beim „Steinfelder Riesen“ zu naiv verhalten interpretierten) Hauptfigur denn vielmehr am ganzen Ensemble gelegen ist, das wahrlich einiges auch teilweise Akrobatisches zu tun hatte. Die unermüdlichen beachtlichen schauspielerischen wie körperlichen Leistungen der Darstellenden gehört wie in vielen Produktionen von Bodó zum Markenzeichen des schnellen Stückes. Auch Kafka selbst scheint ein Opfer des bunten Tempos geworden zu sein; und somit ist etwas Neues, Eigenes entstanden, dass es sich sehr lohnt genossen zu werden. Der Ideenreichtum von Bodó grenzt am Machbaren des Hauses und bestimmt den ganzen Abend; Kafkaeskes blitzt dennoch an wenigen Stellen durch, die dann durch eine geradezu „haneksche Ruhe“ dominiert werden.

Sie wollten ein Konzert von Ludwig Hirsch besuchen und fanden sich bei Falco wieder – anders aber interessant zu gleich!