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2007 – Der böse Geist Lumpazivagabundus


2007 - Der böse Geist Lumpazivagabundus

Zauberposse mit Gesang in drei Akten
von Johann Nepomuk Nestroy

Die Personen und ihre Darsteller:

Stellaris, Feenkönig
Peter Gollner
Fortuna, Glücksfee Esther Murg
Brillantine, ihre Tochter Petra Kelz
Amorosa, Liebesfee Klaudia Gollner
Mystifax, Zauberer Thomas Weinhappl
Hilaris, sein Sohn Jörg Zazworka
Fludribus, Sohn eines Magiers Gerhard Wonisch
Lumpazivagabundus, Geist Walther Nagler
Leim, Tischlergesell Walther Nagler
Zwirn, Schneidergesell Gerhard Wonisch
Knieriem, Schustergesell Jörg Zazworka
Pantsch, Wirt Peter Gollner
Fassl, Oberknecht Thomas Weinhappl
Hausierer Ulrike Zazworka
Kellnerinnen Klaudia Gollner
Petra Kelz
Esther Murg
Strudl, Gastwirt Peter Gollner
Hobelmann, Tischlermeister Thomas Weinhappl
Peppi, seine Tochter Petra Kelz
Anastasia, seine Nichte Klaudia Gollner
Getraud, Reserl Esther Murg
Hackauf, Fleischermeister Ulrike Zazworka
Maler Thomas Weinhappl
Herr von Windwachel,
Herr von Lüftig
Peter Gollner
Signora Palpiti Petra Kelz
Camilla Klaudia Gollner
Laura Esther Murg
Klavier Gudrun Topf
Bühne und Gesamtleitung Ulrike Zazworka
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Zum Author

Johann Nepomuk Nestroy geb. 7. Dezember 1801 Wien, gest. 25. Mai 1862 Graz
Johann Nestroy wird am 7. Dezember 1801 in Wien als Sohn eines Hof- und Gerichtsadvokaten geboren, beginnt Jus zu studieren, wechselt aber bald zum Gesangsstudium über. 1822 feiert er sein erfolgreiches Debüt als „Sarastro“ in Mozarts „Zauberflöte“ am k.k. Hoftheater in Wien, geht dann an das Deutsche Theater in Amsterdam, wo er bis 1825 bleibt. Nach Aufenthalten in Brünn, Graz und Preßburg, wo er zunehmend Sprecherrollen übernimmt, wird Nestroy 1831 vom berühmten Wiener Theaterdirektor Carl Carl ans Wiener Theater an der Wien geholt, wo er in den nächsten Jahrzehnten eine Reihe von Zauber- und Feenmärchen und Lokalpossen (zumeist Bearbeitungen von Boulevardstücken aus dem Englischen oder Französischen) entwirft, bevor er 1854 selbst die Leitung des inzwischen umbenannten Carl-Theaters übernimmt. 1859 kauft Nestroy ein Stadthaus in Graz (in der Elisabethstraße), wohin er sich 1860 auch zurückzieht. Am 25. Mai 1862 stirbt Nestroy in Graz.
Text von Alice Bloterauer und Petra Kelz

Zum Werk

Einen Jux will er sich machen
oder: Das liederliche Kleeblatt
„Ja, wenn wir wieder reich würden, würden wir auch wieder brav.“ (Fludribus)
Zauberposse mit Gesang in drei Akten Erstaufführung 11. April 1833, Theater an der Wien
259 Aufführungen bis 1862, damit das meistgespielte Nestroy-Stück

Das Werk ist eine Zauberposse mit Gesang in drei Akten, die das Leben von drei Handwerksgesellen beschreibt, denen durch eine Machtprobe zwischen Fortuna und der Liebesfee Amorosa das große Los beschert wird. Zwei der drei Burschen treten zuerst das Glück mit den Füßen und werfen es hinterher beim Fenster raus, doch da letztlich die wahre Liebe siegt, kann der böse, verführerische „Unglücksgeist“, der die Knaben befallen hat, gebannt werden und Amorosa triumphiert.

Die Geschichte zeigt das zum Teil unmoralische und anstößige Leben dreier Handwerksgesellen, für die – zumindest für zwei davon – Geld bzw. Glück eine größere Rolle spielt als Liebe. Doch wissen die beiden Tölpel ihre Begünstigung nicht zu schätzen: „Kommt’s Glück einmal, so werfen sie’s beim Fenster hinaus, und kommt’s zum zweitenmal und will sich ihnen aufdringen auf eine dauerhafte Art, so treten sie’s mit Füßen“, so prophezeit es Lumpazivagabundus, Schutzpatron der Trinker, Spieler und Völlerei, in der markanten Textstelle. Der einzig Vernünftige scheint der Tischlergesell, Leim zu sein, dem seine Liebe mehr wert ist als alles Geld der Welt. Dies soll auch die möglicherweise gesellschaftskritische Aussage von Nestroys „Zauberposse“ sein, denn selbst wenn der lausigste Halunke in den Bann der Liebe verfällt, so ist er ihr unumgehbar ergeben. Liebe hat die Möglichkeit Menschen zusammenfinden zu lassen und sich, gegebenenfalls auch vom rechten Wege abgebracht, wieder zum Wahren geleiten zu lassen. Das wird in der letzten Szene nach der Verbannung Lumpazivagabundus deutlich, als die einst vom Geiste verführten Burschen fleißig und strebsam bei ihrer Arbeit gezeigt werden und sie sich glücklicher sehen denn je, da sie auch die große Liebe gefunden haben. Das Thema stellt eine zeitlose Problembehandlung dar. Zwar taucht Nestroy mit seiner Darstellung des Feenreichs und dem Geist in den Surrealismus ein, trotzdem weist die Geschichte, 1833 verfasst, auch heute noch, im 21. Jahrhundert, einen durchaus glaubwürdigen Wirklichkeitsbezug auf. Sowohl Liebe als auch die verführerische Sucht zum unmoralischen Leben sind seit Menschengedenken Bedürfnisse und Triebe  des Homosapiens. Zwar ist es nicht wissenschaftlich bewiesen, welcher der beiden genannten Instinkte überwiegt oder letztlich wirklich glücklich macht, doch stellt Nestroy die Liebe als „Heilmittel“ gegen eine inkorrekte Lebensweise dar.

„Lump bleibt Lump“ – das wäre die negative Weisheit, die aus dem Stück herauszulesen wäre, „Liebe ist stärker als alles andere“ ist die positive Moral der Geschichte. In zwei von drei Fällen spielt Geld eine größere Rolle als Liebe, wenn jedoch einer von der Liebe erfasst wird, dann ist selbst der lausigste Vagabund ihr ergeben. So wurde immer wieder der Schluss des Stücks getadelt, das abschließende Biedermeieridyll. „Während des Tages die Arbeit, am Abend die Gäste, die Wochen sauer und froh die Feste“ – auf diese Devise lässt sich das Schlusstableau bringen. Die Frage stellt sich, ob dieses vorindustrielle Idyll eine Konzession an den Publikumsgeschmack ist oder am Ende parodistisch gemeint ist. Ohne Ernsthaftigkeit ist dieser Fingerzeig jedenfalls nicht. Vielmehr wird hier dem Zuschauer in emblematischer Form eine utopische Welt als Devise mitgegeben. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte und man darf schließlich nicht vergessen, dass Johann Nestroy bei aller Kritik an verschiedensten Umständen in erster Linie eine Posse verfasste, die trotz allen Augenzwinkerns vor allem eines im Sinn hatte: Die Zuseher zum Lachen zu bringen.

(Quellen: Wikipedia, Internationales Nestroy Zentrum Schwechat, ODL (Open Distance Learning)