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Januar, 2011:

Affentheater

Was machen Sie, gefangen in einer scheinbar ausweglosen Situation, ohne Möglichkeit auf Hilfe, einer fremden Macht und deren Wünschen ausgeliefert? Wiedersetzen oder den Wünschen entsprechen? Warten auf die Chance zum Ausbruch oder gar Selbstaufgabe bis zum letzten Entschluss?

Dieses immer wiederkehrende Grundschicksal lebendiger Wesen, das wir in seiner härtesten Weise aus der Vergangenheit sehr eindringlich mit Entsetzen vielfach kennen und auch gegenwärtig oft unmittelbar erleben müssen, ist aber auch in viele beinah alltägliche Lebenssituationen für das Individuum als auch für die „Gruppe“ transponierbar.  Wo hört die Freiheit der eigenen Wünsche auf, wo beginnt jene des anderen? Wie gehen wir mit Macht um, die uns vermeintlich gegeben ist, der wir plötzlich ausgeliefert sind?

Der Protagonist, Rotpeter, ist im wahrsten Sinn ein solcher, da er sich auf der Suche nach einem Ausweg aus seiner Gefangenschaft aktiv für das Leben entscheidet. Der Preis dafür ist die anfängliche Unterdrückung seiner Natur und die Kraft – die sich später in bewussten Willen umwandelt – aufzubringen, Mensch-Sein zu lernen. Rotpeter ist ein Affe; der Affe in Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“. Die Umwandlung die Rotpeter durchmacht bringt ihm zwar nicht die als Affe gelebte Freiheit zurück, jedoch den Ausweg, um dem es ihm stets (auch als Affe!) gegangen ist. Er beobachtet, imitiert und lernt deshalb zu handeln, wie die Menschen von denen er umgeben ist – was ihm den einen oder anderen Rausch einbringt. Er beginnt sogar in ihrer Sprache zu sprechen und erreicht damit einen menschlichen Status; beinah übermenschlich, da er einen seiner Lehrer in die Nervenanstalt bringt. Auch wenn Rotpeter seinen Bericht mit der Erkenntnis schließt „Im ganzen habe ich jedenfalls erreicht, was ich erreichen wollte.“. bleibt das bedrückende Gefühl der Entfremdung vom Selbst, bei Rotpeter wie auch dem Zuseher.

In der trotz der Thematik immer wieder auch humoresken, feinfühligen Produktion der schaubühneGraz unter der Regie von Christian M. Müller hält uns der Grazer Schauspieler Daniel Doujenis im Kulturzentrum bei den Minoriten (ImCubus) diesen Spiegel der menschlichen Zivilisation vor, und dies von Beginn an.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“
heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse.

In diesem Sinne startet die Theatergruppe MariaHilf nun in den Endspurt der Theatersaison 2010/11. Wir haben im vergangenen Jahr schon sehr viel geleistet: Nach der Probe am kommenden Freitag werden wir alle Szenen einmal durchgespielt haben, einige haben wir sogar schon wiederholt. Die verbleibenden Proben im Jänner können wir also voll und ganz dem Feinschliff und der Festigung der Szenen widmen. Und am Ende wird sich am 4. Februar alles zu einer gelungenen Premiere zusammenfügen.

Was macht Theater aus?
Warum kommt das Publikum und will uns auf der Bühne sehen?
Für mich heißt Theater, Geschichten auf der Bühne so zu erzählen, dass das Publikum auf eine Reise durch das Stück mitgenommen, vielleicht sogar mitgerissen wird – von der Handlung, den Gefühlen, unerwarteten Wendungen, dem Ernst und dem Humor. Dabei ist nicht Perfektion interessant, sondern Energie und Emotion, die sich von der Bühne in den Zuschauerraum ausbreiten. Als SchauspielerInnen brauchen wir als Werkzeug dafür den Text – er ist die Grundlage, die Pflicht, auf der wir die Kür, das Spielen, aufbauen. Und wir brauchen den Mut und die Kreativität, Neues auszuprobieren, immer wieder unsere Grenzen auszuloten.

Ich freue mich auf die bevorstehende intensive Probenzeit!

Für alle, die es genau wissen wollen: Hesse – Gedichte