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2008 – Der herzensgute Unwirsch

2008 - Der herzensgute Unwirsch

Komödie in drei Akten
von Carlo Goldoni


Die Personen und ihre Darsteller:

Monsieur Géronte Peter Gollner
Monsieur Dalancour, Neffe des M. Géronte Gerhard Wonisch
Dorval, Freund des M. Géronte Jörg Zazworka
Valère, Verehrer Angéliques Thomas Weinhappl
Picard, Kammerdiener des M. Géronte Walther Nagler
Madame Dalancour Klaudia Gollner
Angélique, Schwester des M. Dalancour Ulrike Zazworka
Marton, Haushälterin des M. Géronte Petra Kelz
Piano Gudrun Topf
Choreografie Esther Murg
Regie und Gesamtleitung Ulrike Zazworka
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Wir danken
KIKA Graz für das Sofa
R. Linortner und B. Weninger für Dekorationsstücke

interkom PR. Mag. Michael Pfundner
für die Herstellung des Dekorationsbildes

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Zum Author

Carlo Goldoni geb. 25. Februar 1707 Venedig, gest. 6. Februar 1793 Paris

Carlo Goldoni wurde am 25. Februar 1707 als Sohn eines Arztes in Venedig geboren. Er verlebte eine ruhelose Jugend zwischen Perugia, Rimini, Pavia, Udine und Venedig; der Vater immer auf der Suche nach solventen Patienten, während Mutter und Bruder in Venedig blieben. Carlo wechselte von Schule zu Schule, aber bereits in diesem zarten Alter wurde die Liebe zum Theater in  ihm geweckt. Doch das Geld war knapp, so strebte er zunächst eine Karriere in der Jurisprudenz an. Im Jahr 1731 promovierte er an der Universität von Padua zum Doktor jur., ein Jahr später ließ er sich in Venedig als Advokat nieder.

Sehr bald zwang ihn eine unglückliche Liebesangelegenheit dazu, Venedig plötzlich zu verlassen; er kehrte 1734 jedoch zurück und wurde vom bedeutendsten Opernhaus der Stadt verpflichtet. In dieser Zeit wurden auch seine größten dramatischen Versuche zur Aufführung gebracht. Immer literarisch beschäftigt, lebte Goldoni in den nächsten Jahren in verschiedenen Städten Oberitaliens. 1736 heiratete er nicoletta Cannio, die Tochter eines Notars in Genua. Finanzielle Notwendigkeiten zwingen ihn dazu, wieder vermehrt als Advokat zu arbeiten, so eröffnet er 1745 eine erfolgreiche Kanzlei in Pisa. Doch das Theater lässt ihn nicht los. Er schreibt auf inständige Bitten des berühmten Schauspielers Antonio Sacchi sein heute noch bekanntestes Stück Der Diener zweier Herren, welches bei seiner Uraufführung im Jahre 1747 ein riesenerfolg wird. Girolamo Medebach, der Impressario des Teatro Sant‘ Angelo. verpflichtet Goldoni 1748 als Autor für sein Haus; so kehrt er nach Venedig zurück und gibt die Advokatur endgültig auf. Fortan arbeitet er nur noch als Theaterdichter, schreibt Komödien: 137 an der Zahl sollen es werden, darunter Klassiker des Welttheaters wie Mirandolina, Das Kaffeehaus und Krach in Chiozza.

Goldoni hatte bereits früh erkannt, dass die Zeit reif war für eine Revolution. Das venezianische Theater war bis dahin geprägt von der Commedia dell’Arte, einer Typenkomödie, die aus dem Stehgreif gespielt wurde bei nur grober Festlegung der Handlung. Immer mit dabei Pantalone, der Kaufmann und seine schöne tochter. Die meisten Lacher ernten Arlecchino als der dumme und Brighella als der pfiffige Diener, begleitet von Masken, Possenreißerei und platten Witzen. Der neue Stil jedoch ist realistisches Theater, weg vom Klamauk, hin zu echten Menschen mit all ihren Schwächen und Eigenarten – Charakterkomödien nach dem Vorbild Molières, jedoch aus den Traditionen des italienischen Volkstheaters gewachsen. Und der Erfolg gibt ihm Recht, das Publikum liebte ihn!

Doch die Konkurrenz schläft nicht: Goldoni wird als fantasieloser Vielschreiber geschmäht, seine Stücke seien banal, bezahlte Buhrufer stören die Vorstellungen. Doch der Meister schlägt zurück – auf seine Art. Acht Stücke soll er pro Saison für Medebach schreiben. Doch in diesem Jahr (1750) sollen es, so verkündet er, sechzehn sein, das Doppelte! Er gewinnt die Wette (Das Kaffeehaus und Weiberklatsch entstehen in diesem Jahr), Venedig ist begeistert. Doch Medebach weigert sich, ihm die zusätzlichen Stücke zu bezahlen. Verärgert wechselt Goldoni ans Teatro San Luca. Der Theaterkrieg geht weiter, vor allem Pietro Chiari, der die französische Schule nach Venedig bringen will und in Versen schreibt, und das Zaubertheater von Carlo Gozzi bringen Goldoni in Bedrängnis. Als er sich beim Rat der Zehn, dem obersten Regierungsorgan der Serenissima um eine Pension bewirbt, wird dies abgelehnt – Goldoni folgt daraufhin im Jahr 1761 nur zu gerne einem Ruf der Comédie Italienne nach Paris.

Hier verbrachte Goldoni die letzten 30 Jare seines Leben, doch seine großen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Sein Ensemble verweigerte die Zusammenarbeit, da es mit seiner Vorstellung vom Theater nichts anfangen konnte. Hier regierte noch die traditionelle Commedia, Goldoni wurde regelrecht aus dem Haus geekelt. So arbeitete er dann als Sprachlehrer Bei Hofe. Er schrieb noch mehrere italienische Stücke und zwei französische, von denen jedoch nur eines „Le bourru bienfaisant“ 1771 am frühere Erfolge anschließen konnte. König Ludwig XVI. setzte ihm eine Pension aus, welche er jedoch durch die Französische Revolution verlor. Carlo Goldoni starb am 6. Februar 1793 verarmt in Paris, just an dem Tag, an dem ihm der französische Nationalkonvent seine Pension wieder zuerkannte.

Zum Werk

Der herzensgute Unwirsch
Le bourru bienfaisant
„Monsieur, er sit ein Mann, wie es keinen zweiten gibt:
im Grunde herzensgut und großzügig, aber sehr schroff und sehr diffizil.“
(Marton)
Komödie in drei Akten Erstaufführung 24. November 1841, Theater an der Wien

Die Kömodie, die der Autor während seiner Zeit in Paris anlässlich der Vermählung des Dauphin mit Marie Antoinette schrieb, entspricht eher nicht den Vorstellungen, die wir von einer Goldoni-Komödie haben, nähert er sich mit diesem Werk doch sehr seinem großen Vorbild Molière an. Goldoni wollte einenCharakter schaffen, wie es ihn bis dahin auf der Bühne noch nicht gegeben hatte: mit der zwiespältigen Figur des M. Géronte ist ihm dies eindeutig gelungen.

Er ging das Wagnis ein, dieses Werk in französischer Sprache zu verfassen, was Rousseau zu dem Rat „Kehren Sie nach Italien zurück, dort erwartet man Sie“ und zu der Aussage „In Ihrem Alter versucht man nicht mehr, in einer anderen Sprache zu schreiben“ veranlasste. Goldoni, der zu dem Zeitpunkt 63 Jahre alt und seit etwa neun Jahren in Frankreich war, ignorierte dies und so wurde „Le bourru bienfaisant“ am 4. November 1771 in der Comédie Francaise uraufgeführt udn am Tag darauf am Königshof in Fontainebleau mit großem Erfolg präsentiert.

Quellen:
Barbara Sichtermann: „Aber nein! Aber ja“ – Portät anlässlich Goldonis 300. Geburtstag in der Zeit 9 / 2007
Reclams Schauspielführer, 19. Auflage
http://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Goldoni
Georges Güntert: „Reise ohne Wiederkehr“, Neue Züricher Zeitung, 24.2.2007